Was der Dunkelmodus beim Smartphone wirklich bringt
21.07.2021
Von Windows-PCs bis hin zu Smartphones: Immer mehr Geräte erhalten einen Dark Mode – jüngst auch WhatsApp. Angeblich soll der dunkle Modus sowohl Akku sparen als auch die Augen schonen. Was steckt dahinter?
Schwarze Schrift auf weißem Hintergrund: So eine Bildschirmdarstellung ist für Computer und Smartphones heute Standard. Aber das war nicht immer so. Die ersten (Heim-)Rechner kamen mit einem Monochrom-Monitor. Dabei zeigt der Bildschirm grüne Schrift auf schwarzem Hintergrund. Erst in den Achtzigerjahren produzierten immer mehr Firmen Geräte mit einer Bildschirmdarstellung, wie wir sie heute kennen. Der Grund: Die Ähnlichkeit zu Papier sollte auch Otto Normalnutzer ansprechen.
Mittlerweile bieten aber immer mehr Firmen für ihre Geräte und Software einen dunklen Modus an – auch Dark Mode genannt. Dabei werden Farben umgekehrt und Text wird mit weißer Schrift auf schwarzem Hintergrund gezeigt. Das ist beispielsweise schon bei Windows 10, iOS 13 und Android 10 möglich. Auch Browser wie Chrome oder Firefox bieten einen Dark Mode. Auch für WhatsApp ist der Darkmode mittlerweile verfügbar.
Der Dark Mode soll den Firmen zufolge nicht nur den Akku des Smartphones schonen, sondern auch gut für die Augen sein. Was ist dran an den Behauptungen?
Dark Mode kann Akku sparen
Mit einem Video wollte der YouTuber PhoneBugg zeigen, wie viel Akku Nutzer mit einem Dark Mode sparen können. Dazu verglich er die Laufzeiten von zwei iPhone 11 Pro: einmal mit und einmal ohne Dark Mode. Der Akku des Geräts ohne dunklen Modus war nach etwa siebeneinhalb Stunden leer. Das Gerät mit Dark Mode hatte dagegen noch 30 Prozent Power. Auch Google zeigte bei seiner Android-Entwicklerkonferenz 2018, dass Handy-User bei YouTube-Nutzung bis zu 43 Prozent Akku sparen können, wenn sie das “Dunkle Design” der Plattform nutzen.
Von einem dunklen Modus profitieren aber nur Smartphones mit OLED-Bildschirm. OLED steht für “organic light-emitting diode” (organische Leuchtdiode). Bei dieser Technologie ist jeder Pixel selbstleuchtend. Das heißt: Jede dunkle Stelle auf dem Bildschirm verbraucht keine oder wenig Energie. Patrick Schalberger vom Institut für großflächige Mikroelektronik an der Universität Stuttgart sagt dazu “Spiegel Online”: “Wenn nur zehn Prozent der Pixel auf dem Display leuchten, dann spare ich rund 90 Prozent an Strom”.
OLED-Bildschirme werden wegen ihrer Kosten vor allem bei Premium-Smartphones eingesetzt. Günstigere Smartphone-Modelle verwenden dagegen LC-Displays (Liquid-Crystal-Displays). Bei dieser Technologie strahlt im Hintergrund immer ein Licht, ganz gleich, ob der Bildschirm schwarz ist oder nicht. Hier spart ein Dark Mode im Vergleich zum OLED keinen Strom.
Schont ein Dark Mode die Augen?
Befürwortern zufolge soll ein dunkler Modus die Lesbarkeit von Texten verbessern. Tatsächlich kann es in dunklen Räumen für die Augen angenehm sein, einen dunklen Modus zu nutzen. Ein dunkler Modus blendet den Nutzer weniger. Focke Ziemssen von der Augenklinik Tübingen sagt dazu dem “SWR3”: “Unsere Nervenzellen reagieren auf Helligkeitsveränderungen und da scheint es wirklich so zu sein, dass weiße Schrift auf schwarzem Hintergrund besser ist.” Auch das Deutsche Grüne Kreuz rät, bei der Bildschirmarbeit auf Schwarz-Weiß-Monitore mit hoher Auflösung zu setzen. Denn “Schwarz-Weiß-Sehen ist für die Augen nicht so anstrengend. Grellbunte und kontrastarme Bildschirmfarben belasten das Auge unnötig”.
Wer aber allgemein viel vor dem Bildschirm arbeite und unter Augenreizungen leide, dem kann ein Dark Mode nicht helfen, sagt Claus Cursiefen, Direktor des Zentrums für Augenheilkunde vom Universitätsklinikum Köln gegenüber “Spiegel Online”. Die Ursache dafür liege stattdessen an der Nähe zum Display. Mediziner Ziemssen erklärte zudem t-online.de im September 2018, dass auch ein zu geringer Lidschlag solche Reizungen auslösen kann. Was Sie gegen ausgetrocknete Augen tun können, lesen Sie in diesem Artikel.
Kann ein Dark Mode den Augen schaden?
Manche Seiten schreiben aber auch, dass Nutzer durch einen Dark Mode Motive verschwommen wahrnehmen können. Andere berichten, dass ein Dunkelmodus eventuell schädlich fürs Auge sein könnte. Mediziner Ziemssen gibt Entwarnung: “Es sind keine schädlichen Auswirkungen eines Dark Mode bekannt.” Bezüglich verschwommener Motive erklärt Ziemssen, dass wenn mehr Licht aufs Auge trifft – beispielsweise durch eine weiße Fläche – die Pupille kleiner werden kann. “Bei kleinen Brechungsfehlern, wie Kurzsichtigkeit oder einem Tränenfilm, kann das zu einem schärferen Bild führen”, erklärt Ziemssen. Und: Bei hellerem Licht blinzeln wir häufiger. Davon können laut Ziemssen vor allem Menschen mit Benetzungsproblemen profitieren. Durch häufiges Blinzeln kann das Bild nämlich schärfer wirken.
Insgesamt lässt sich aber noch nicht sagen, ob und inwiefern ein Dark Mode sich langfristig auf die Entwicklung des Auges auswirken kann. Laut Ziemssen gebe es zwar zum Thema eine größere Studie in China, allerdings “sind hier noch keine Daten berichtet worden”.
Quelle:WhatsApp Dark Mode aktivieren: Was der Dunkelmodus wirklich bringt (t-online.de)