Chiphersteller vor der Wahl zwischen China und USA
31.03.2023
Peking oder Washington? Chiphersteller müssen sich bald womöglich für eine Seite entscheiden. Wer vom US Chips Act profitieren will, darf in China fast nichts mehr investieren. Südkorea hat derweil ein eigenes Subventionsgesetz für die Halbleiterindustrie verabschiedet.
Die US-Regierung hat Vorschläge zur Präzisierung der Subventionen unter dem Chips Act unterbreitet.
Das Gesetz verbietet „bedeutende Transaktionen im Zusammenhang mit der materiellen Erweiterung“ von Produktionskapazitäten für hochmoderne und fortgeschrittene Halbleiter in bestimmten Ländern. Betroffen von dem Verbot sind Unternehmen, die auf staatliche Zuschüsse aus dem US-Bundeshaushalt aus sind.
US Chips Act: Regierung präzisiert „China-Schwellenwerte“
Die neuen Vorschläge definieren nun genauer, was als „bedeutend“ eingestuft wird: Transaktionen über 100.000 USD und Kapazitätserweiterungen über mehr als 5 % bezogen auf einen Zeitraum von zehn Jahren.
Ein unverblümter Kommentar des US-Handelsministeriums dazu: „Diese Schwellenwerte sollen selbst bescheidene Transaktionen erfassen, die versuchen, die Produktionskapazität zu erweitern“. Die Vorschläge durchlaufen nun eine 60-tägige Kommentierungsfrist und könnten im Sommer umgesetzt werden.
Der US Chips Act war im August 2022 verabschiedet worden. Das Akronym Chips steht für “Creating Helpful Incentives to Produce Semiconductors”, also die Schaffung hilfreicher Anreize für die Produktion von Halbleitern.
Hinter dem Gesetz steht ein 280 Milliarden USD schweres Programm für Forschung und Entwicklung, Halbleiterherstellung, die Ausbildung von Arbeitskräften, Steuergutschriften für die Chipproduktion und weitere Maßnahmen. Seit der Ankündigung im Jahr 2020 hat das Programm manchen Analysen zufolge bereits mehr 200 Milliarden USD an privaten Investitionen aus der Wirtschaft ausgelöst.
Mancher hatte mit noch härteren Bedingungen für den Chips Act gerechnet, andere mit weniger Einschränkungen. Fakt ist: Die nun vorgeschlagenen Regeln schließen aus, dass ein Unternehmen sowohl in den USA als auch in China als Halbleiterhersteller expandieren kann. Dies gilt sowohl für Chips, die in modernen militärischen Anwendungen zum Einsatz kommen als auch für sogenannte Legacy-Chips, die in der Unterhaltungselektronik verwendet werden.
„Viele Unternehmen stellen Subventionen in Frage“
Das Wall Street Journal zitiert unter anderem die Akin Gump Anwältin und Halbleiterindustrieberaterin Angela Styles. Diese glaubt, dass „viele Unternehmen in Frage stellen, ob sie die Chips-Finanzierung akzeptieren wollen“.
Schwierig seien die Anforderungen des US Chip Acts insbesondere für Unternehmen mit bedeutenden Aktivitäten und Investitionen in China. Dies gelte für viele ostasiatische Unternehmen. Insbesondere trifft es die beiden koreanischen Hersteller Samsung und Hynix sowie die taiwanesische TSCM – der weltweit größte Vertragshersteller von Chips.
Die südkoreanische Regierung überlässt die Entscheidung den Unternehmen. Handelsminister Ahn Duk-geun betonte kürzlich, die US-Regeln erschwerten südkoreanischen Unternehmen, weiterhin in China zu investieren.
„Dürfen die USA nicht zulassen“
US-Handelsministerin Gina Raimondo sagte gegenüber dem WSJ zwar, dass amerikanische Unternehmen weiterhin in der mit China Geschäfte machen“ sollen. Es gebe aber Risiken zu beachten. So habe China deutlich gemacht, dass es Zugang zu modernsten US-Technologien für militärische Zwecke wünsche. Dies dürften die USA jedoch nicht zulassen.
Die großen Chiphersteller haben jedoch nicht nur China, sondern auch in den USA viel investiert. Samsung etwa baut in Taylor im US-Bundesstaat Texas eine moderne Chipfabrik im Wert von 17 Milliarden USD. Im vergangenen Jahr wurden zudem weitaus größere Pläne vorgestellt, bei deren Realisierung bis zu 200 Milliarden USD in Chipfabriken in dem Bundesstaat investiert werden könnten.
TSCM plant den Bau eines Chipkomplexes für 40 Milliarden USD in Arizona. SK Hynix plant eine Fabrik für die letzten Schritte des Halbleiterherstellungsprozesses in den USA.
Gleichzeitig stellen die in China bestehenden Investitionen jedoch einen großen Teil der globalen Produktionskapazitäten und auch der Chipherstellerportfolios dar. Samsung betreibt eine Fabrik für NAND-Flash-Speicherchips in der zentralchinesischen Stadt Xi’an (16 % der Weltproduktion) und eine Chip-Verpackungsanlage in der östlichen Stadt Suzhou.
SK Hynix betreibt DRAM-Speicherchip-Produktionsanlagen in der Stadt Wuxi (12 % der Weltproduktion) und besitzt die NAND-Flash-Speicherchip-Fabriken von Intel in Dalian (6 % der Weltproduktion). TSCM betreibt Chipherstellungsanlagen in den chinesischen Städten Nanjing und Shanghai.
Südkorea indes hat heute einen eigenen Gesetzentwurf verabschiedet. Der K-Chips Act sieht eine Erhöhung der Steuergutschriften für Großunternehmen von 8 % auf 15 % vor. Kleinere und mittlere Unternehmen, die in Produktionsanlagen investieren, erhalten Gutschriften von 25 % statt 16 %.
Quelle:Chiphersteller vor der Wahl zwischen China und USA | GoldGeldWelt