Defekte Elektronik: In Russland machen sich die Halbleitersanktionen bemerkbar

18.10.2022

Die Handelssanktionen gegen Russland zeigen bei Elektronik erste Folgen. Firmen beklagen sich laut einem Bericht des russischen Kommersant über steigende Ausfallraten, da sie teils minderwertige Komponenten beziehen müssen. In Extremfällen würden 40 Prozent der eingekauften Chips gar nicht erst funktionieren oder zeitnah das Zeitliche segnen.

Die meisten Chipfertiger haben infolge des Angriffskrieges auf die Ukraine ihre Geschäftsbeziehungen zu russischen Firmen eingestellt, darunter auch die Branchengrößen TSMC und UMC. China betreibt zwar weiter ungehindert Handel mit Russland, allerdings hat die chinesische Halbleiterbranche derzeit eigene Sorgen über ihr Fortbestehen. Russland selbst hat keine eigene auch nur annähernd moderne Chipfertigung.

Um trotzdem an Halbleiterbauelemente und weitere Elektronikkomponenten zu gelangen, gehen viele russische Hersteller laut Kommersant den Umweg über den Grauhandel. Zwischenhändler übernehmen dabei Kauf und Verkauf, um Russlands grundlegende Versorgung zu sichern. Support-Leistungen fallen dabei jedoch flach, zudem können sich unter den Lieferungen häufiger ungeeignete Chips beziehungsweise Elektronikschrott befinden. Defekte können dann entstehen, wenn Hersteller nicht genau die Chips verwenden, mit denen die eigenen Produkte entworfen wurden. Das fängt schon bei billigen Power-Management-Schaltungen (PMICs) an: Verwendet man die falschen, kann das die Stromversorgung negativ beeinflussen und zu Defekten führen.

Laut Evgeny Krivosheev, Produktions- und Entwicklungsleiter bei F+ Tech, hat die Firma derzeit Probleme insbesondere beim Einkauf von Displays. F+ Tech stellt Smartphones, Drucker, Switches und Server her. Ivan Pokrovsky, Generaldirektor des Center for Modern Electronics, glaubt, dass bislang primär einzelne Firmen von Problemen betroffen sind, diese aber noch nicht industrieweit vorherrschen würden.

Nikolai Komlev, geschäftsführender Direktor der Association of Computer and Information Technology Enterprises, sagt ebenfalls, dass Hersteller die minderwertige Teilequalität bisher auffangen können. Allerdings rechnet er mit steigenden Gerätepreisen, um die Defekte zu kompensieren.

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